Konsortialtreffen

IW3 Konsortialtreffen: So wächst das vernetzte Energiesystem der Zukunft 

IW3 Konsortialtreffen: So wächst das vernetzte Energiesystem der Zukunft 

Beim diesjährigen IW3-Konsortialtreffen am 13.11.2025 im Energiebunker wurde deutlich: Die integrierte Wärmewende in Wilhelmsburg gewinnt an Fahrt. Vertreterinnen und Vertreter aller Projektpartner kamen zusammen, um die neuesten Entwicklungen zu präsentieren und gemeinsam auf die nächsten Schritte zu blicken. So entstand ein lebendiges Bild eines Energiesystems, das nicht mehr nur am Reißbrett existiert, sondern zunehmend vor Ort Form annimmt. 

Den Auftakt machten Frank Boehnke und Dr. Carsten Hansen für die Hamburger Energiewerke Geothermie GmbH. Sie erläuterten, wie weit der Aufbau der geothermischen Anlage inzwischen vorangeschritten ist. Die Thermalwasserpumpe, die tief unter Wilhelmsburg das warme Wasser aus rund 450 Metern Tiefe an die Oberfläche befördert, bildet das Herz des zukünftigen geothermischen Kreislaufs. Auch die großen Wärmepumpen mit einer Gesamtleistung von 8 Megawatt sind in Fertigung, und auf der Baustelle sichtbar wächst Geschoss für Geschoss: Von der Bohrpfahlgründung bis zu den ersten Wänden hat sich der Standort seit dem Sommer deutlich verändert. Damit rückt die Vision einer lokalen, klimafreundlichen Wärmeversorgung greifbar nahe. 

Im Anschluss rückte Thomas Havran von den Hamburger Energiewerken die parallel stattfindenden Maßnahmen zur Integration in die bestehende Infrastruktur in den Blick – all das, was man nicht auf den ersten Blick sieht, das aber unverzichtbar für ein funktionierendes Wärmenetz ist. Im Energiebunker sind Planung, Genehmigung und Ausschreibung zentraler Komponenten wie des neuen Speichers oder der Druckhaltung weit gediehen, und auch die Leittechnik, die später das gesamte System steuern soll, befindet sich in der Vorbereitung. Havran sprach auch über die Herausforderungen, die diesen Teil des Reallabors derzeit prägen: Detailabstimmungen, Schnittstellenarbeit, Netzmodellierung. Doch gerade diese Phase legt die Grundlagen für einen effizienten und robusten Betrieb – und schafft die Voraussetzung, verschiedene Energiequellen intelligent zu verbinden. 

Wie wichtig Daten und intelligente Steuerung dafür sind, zeigte anschließend Jan Trosdorff von der HAW. Er präsentierte neue Messkampagnen, die erstmals hochaufgelöste Wärme- und Druckdaten aus dem Netz liefern. Auf dieser Basis lassen sich Prognosemodelle entwickeln, die den zukünftigen Wärmebedarf erstaunlich genau voraussagen können. Mit JARVIS wurde zudem ein Open-Source-Tool vorgestellt, das Netzplanung und Simulation transparent macht und auch externen Partnern offensteht. Die Perspektive ist klar: Ein selbstlernendes, flexibles Wärmenetz, das auf Veränderungen reagiert und Ressourcen effizient nutzt. 

Einen besonderen Blick in die Zukunft wagte schließlich das Team der CAU Kiel mit einem Update zum HT-ATES-Feldversuch. Nachdem die Umsetzung eines Aquiferspeichers in Wilhelmsburg zunächst nicht erfolgreich war, setzt die CAU Kiel derzeit ihre Forschung an einem alternativen Standort in Brandenburg fort. Die dortige Anlage ist die erste realitätsnahe Hochtemperatur-Untergrundspeicherung dieser Art in Deutschland. Sie soll zeigen, wie sich im Sommer erzeugte Wärme im Boden bis zum Winter verlustarm speichern lässt und wie dafür geeignete Standorte ermittelt werden können. Erste Messdaten liegen bereits vor, auch wenn die obertägige Technik neu geplant werden muss. Trotz technischer und organisatorischer Herausforderungen verdeutlichte die Präsentation: Die Anlage schließt eine zentrale Wissenslücke für die saisonale Wärmespeicherung – ein Baustein, der für ein klimaneutrales Energiesystem unverzichtbar wird. 

Zum Abschluss führte eine Baustellenbegehung zum Standort der Geothermieanlage in Wilhelmsburg und damit direkt zu dem Ort, an dem viele dieser Entwicklungen aktuell auch obertägig sichtbar werden.  Wo vor wenigen Monaten noch freie Fläche war, stehen heute Fundamente, Wände und die Struktur der Maschinenhalle.  

Das Konsortialtreffen 2025 zeigte eindrucksvoll, wie die verschiedenen Teilprojekte zusammenwachsen. Geothermie, Wärmepumpen, Leit- und Netztechnik, Speicher und Datenmodelle fügen sich Schritt für Schritt zu einem Gesamtsystem. Wilhelmsburg wird damit zu einem Ort, an dem die Wärmewende nicht nur geplant, sondern Realität wird.